Ethik im Beruf und Leben
Wer bestimmt, was ethisches Handeln ist? Kann ich mich im beruflichen Kontext unethisch verhalten und im privaten ethisch? Gibt es Richtlinien für ethisches und "richtiges" Verhalten? Und wo liegen die Grenzen?
Aber was bedeutet eigentlich Ethik?
Der Begriff "Ethik" kommt aus dem Griechischen von dem Begriff "Ethos", was wiederum Sitte und Gewohnheit bedeutet.
Die Ethik ist eine Wissenschaft und definiert das "ethische", also moralische Handeln von uns Menschen, welches wiederum auf ethischen Grundwerten basiert. Es ist sozusagen der private Nordstern, nach welchem jeder von uns sein Leben ausrichtet und lebt.
Wo finde ich ethische Grundwerte im beruflichen Kontext?
Die Anwendung bzw. Niederschrift von ethischen Grundwerten findest du zum Beispiel in Ethik-Richtlinien von Unternehmen (engl. "Code of Conduct"), welche viele Unternehmen für ihre Mitarbeiter:Innen erstellen und hierin den Umgang untereinander und mit anderen Menschen (außerhalb des Unternehmens, wie z.B. Partnerunternehmen) regeln.
Wo finde ich ethische Grundwerte im privaten Kontext?
Im privaten Kontext findest du ethische Grundwerte unter Anderem im Grundgesetz, Artikel 1, Satz 1: "Die Würde des Menschen ist unantastbar".
Ethische Grundwerte sind zum Beispiel Freiheit und Autonomie, Sicherheit, Gleichheit oder Solidarität im gesellschaftlichen und privaten Kontext. Wenn du deinen Tag selbstbestimmt gestalten kannst, dann kann sich das kongruent, aber vor allen Dingen ethisch korrekt für dich anfühlen und deinen Werten nach Freiheit und Autonomie gerecht werden. Ein anderer Mensch hingegen hat andere ethische Werte, die diesem wichtig sind, wie z.B. Sicherheit, dass kann bedeuten, dass diese Person wiederum an festen Terminabsprachen und Plänen im Leben interessiert ist.
Warum verhalten sich manche Menschen ethisch und andere nicht?
Der Wertekompass ist für jeden Menschen unterschiedlich stark für ein ethisches oder unethisches Verhalten ausgeprägt.
Das Bewusstsein jedes Einzelnen von uns mit einem aufrichtigen und wohlwollenden Blick auf uns selbst und andere Menschen hängt laut Alfred Adler von unserer gefühlten Minderwertigkeit ab.
Alfred Adler ist Begründer der Individualpsychologie und hat 1907 eine Studie hierzu veröffentlicht. Laut Adler entsteht diese subjektive, gefühlte Minderwertigkeit immer im Austausch mit anderen Menschen und unserem Streben nach Gemeinschaft und Gruppenzugehörigkeit.
Wenn ich als Individuum und Teil der Gemeinschaft (das kann eine Gruppe in der Schule, eine Arbeitsgruppe o.Ä. sein) einen Beitrag für die Gemeinschaft leiste (also meine Mitmenschen mit meinem Verhalten positiv beeinflusse), dann steigt mein Selbstwertgefühl und meine "gefühlte" Minderwertigkeit sinkt.
Wenn ich mich nun aber mit anderen Menschen vergleiche und vor allem dann feststelle, auf welchen Gebieten sie besser als ich sind bzw. wo diese bessere Fähigkeiten besitzen als ich, dann sinkt mein Selbstwertgefühl und ich fühle mich minderwertig. Oft kompensieren wir dieses ungute Gefühl im Alltag mit sogenannten sozial-nützlichem (gesellschaftsorientiert und andere Menschen supporten) oder eher sozial-unnützlichem Verhalten (weg von der Gemeinschaft orientiert, z.B. Intrigen spinnen, Machtspiele spielen etc.).
Je nachdem wie stark du dich "minderwertig" also schlechter und weniger wert als andere fühlst, kann sich dieses wiederum auf deine Psyche negativ auswirken, insofern, dass du in einer schlechten Situation verharrst, statt aktiv zu werden und zu handeln.
Wo liegen die Grenzen? Ab wann verhält sich ein Mensch unethisch?
Die Grenzen zwischen ethischem und unethischem Verhalten liegen in der Orientierung an dem Wohlergehen meiner Mitmenschen: mir ist es wichtig, dass sich andere Menschen um mich wohlfühlen und (gerne) in meiner Nähe sind. Ich unterstütze meine Mitmenschen in ihrer persönlichen Entwicklung und bin aufrichtig an Ihnen mit den positiven und negativen Seiten des Lebens interessiert.
Ein Mensch, der sich wiederum unethisch verhält, ist mehr an dem eigenen Wohlergehen als dem Wohlergehen von anderen Menschen orientiert. Dieser Mensch geht vielleicht auch über ethische Grenzen, beleidigt, ignoriert oder intrigiert. Oft hat solch eine Person es nicht "gelernt", die eigene gefühlte Minderwertigkeit, die ja immer im Vergleich/Austausch mit anderen Menschen entsteht auf eine "gesunde" Art und Weise zu kompensieren. Dieser Mensch verhält sich unethisch, um so zumindest sich mächtiger als die andere Person zu fühlen und auf diese "ungesunde" Art und Weise sich weniger minderwertig zu fühlen.
Wie kann ich mich ethisch verhalten? Was sind gute Voraussetzungen?
Grundsätzlich hat jeder Mensch von Natur aus die Fähigkeit, sich ethisch und moralisch seinen Mitmenschen gegenüber zu verhalten.
Als Voraussetzung für ethisches Verhalten ist die Fähigkeit, sich selbst zu reflektieren und das eigene Verhalten anderen Menschen gegenüber (und gegenüber sich selbst) wahrzunehmen:
- Wie wirke ich auf andere?
- Wie wirke ich auf mich selbst?
- Bin ich zufrieden, so wie ich von anderen wahrgenommen werde?
- Habe ich mich in Situation X so verhalten, wie es sich stimmig für mich anfühlt?
Ethisches Verhalten spiegelt die eigene, innere Haltung sich selbst und seinen Mitmenschen gegenüber. Bin ich gut zu mir selbst? Bin ich gut zu anderen? Was hindert mich daran? Was begünstigt ein negatives Verhalten? Was begünstigt ein positives Verhalten?
Zeitalter der Ethik oder der Unmoral?
Ich denke, dass wir in einem außergewöhnlichen, individualistischen und konsum- und wettbewerbsorientierten Zeitalter leben, in welchem mehr Menschen erst ihr eigenes Wohl vor das Wohl anderer stellen.
Unternehmenskulturen, welche geprägt sind von Missgunst und Neid, starkem Wettbewerb, sehr dynamischen Prozessen, viel Kontrolle mangelt es oft an der Basis auf allen Ebenen: dem Mut einander zu vertrauen und sich von Mensch zu Mensch zu begegnen. Das Gute ist: du hast es in der Hand und kannst dich selbst täglich für ein ethisches Miteinander und gegen unmoralisches Verhalten entscheiden: für mehr Vertrauen - statt Misstrauen, für eine offene und wohlwollende Haltung - statt reserviert nebeneinanderher zu leben.
Wofür entscheidest du dich?
Wie möchtest du am Ende deines Lebens auf dein Leben zurückblicken?